Die Zukunft ruft – Network Project Management „ante portas“ (GPM-Blogbeitrag, 2011)

Die Zukunft ruft – Network Project Management „ante portas“

Quelle: Quelle: https://www.gpm-blog.de/die-zukunft-ruft-network-project-management-ante-portas/

Die Qualifizierung im Bereich Projektmanagement hinkt leider dem Bedarf der Wirtschaft immer weiter hinterher. Viele Universitäten und Hochschulen sind nach wie vor zögerlich bei der Integration der Grundlagendisziplin „Projektmanagement“ in ihr Curriculum. Die Wirtschaft dagegen fordert von unseren Hochschulabsolventinnen und -absolventen zunehmend höhere Projektmanagement-Qualifikationen. Dieser „Gap“ verstärkt sich derzeit sogar und ist gefährlich – für alle Beteiligten.

Dabei liegt es im privaten wie im beruflichen Umfeld klar auf der Hand: Die Handlungskompetenz in projektorientierten Netzwerken wird zu einer entscheidenden Erfolgskomponente in unserem (Projekt-)Leben. Netzwerke sind der folgerichtige nächste Schritt vom Einzelprojekt über das Projektportfolio- oder Programmmanagement hin zu einer Projektstruktur in offenen (Wissens-)Netzwerken. Diese machen weder vor Unternehmensgrenzen noch vor Länder- oder Plattformgrenzen Halt. Neben der hohen Dynamik erwarten uns dort auch besonders komplexe und teilweise intransparente Kommunikations- und Entscheidungsprozesse.

Dass die Bedeutung der Projektwirtschaft drastisch zunimmt, ist keine neue Erkenntnis – der Think Tank der Deutsche Bank Gruppe unter Leitung von Prof. Dr. Norbert Walter hat es uns als Ergebnis des Workshops „Deutschland 2020“ bereits im Frühjahr 2007 klar aufgezeigt:

  • Der Anteil der „Projektwirtschaft“ an der Wertschöpfung wird gemäß dieser Studie von 2% im Jahr 2007 bis auf 15% im Jahre 2020 steigen.
  • Innovationsfähigkeit wird demzufolge künftig immer stärker mit Kompetenzen im Projektmanagement verknüpft sein und auf diesen beruhen.

Wenn diese Erkenntnis noch in der Ära des klassischen Projektmanagements anzusiedeln war, stehen wir nun bereits auf der Stufe zu einer neuen Ära der „Interorganisatorischen, wissensorientierten Projektnetzwerke“: Diese Ausprägungen der Unternehmensnetzwerke werden von Experten zweifelsfrei als Organisationsform der Zukunft bewertet. Sind wir aber in der Lage, hierfür qualifizierte Projektmanager-/innen in ausreichender Anzahl bereitzustellen? Wohl eher nicht – Zweifel sind zumindest angebracht.

Für das Management dieser Organisationsform müssen Projektmanager/-innen als „Community-Leader“ eine Fülle anspruchsvoller Aufgabenbereiche und Fähigkeiten abdecken:

  • Auswahl und Gewinnung der richtigen Netzwerkteilnehmer – verstanden als kontinuierlichen Prozess
  • kontinuierliche und serviceorientierte Betreuung der Netzwerkteilnehmer inklusive der Fähigkeit zur zielorientierten „Verlinkung“ untereinander
  • ausgeprägte kommunikative Kompetenzen und Moderations- sowie Mediationsfähigkeiten
  • hervorragende Kenntnisse von Kommunikationsplattformen und Tools für die vernetzte Projektarbeit im internationalen Umfeld
  • starke Fokussierung auf Synergien und Potenziale im Sinne eines professionellen Ressourcenmanagements mit klarer Zielorientierung
  • hohe Affinität und intensives Gespür für Innovationen im Themenumfeld
  • Begeisterungsfähigkeit im Sinne des „Motors“ dieser Organisationsform, um die Netzwerkteilnehmer auch in schwierigen Projektphasen motivieren zu können

Abschließend bleibt festzuhalten: Der Transformationsprozess hin zu vernetzten (wissensbasierten) Projektstrukturen beschert uns neue Management-Herausforderungen, die durch adäquate Qualifizierungsangebote an Hochschulen abgedeckt werden müssen. Unser Nachholbedarf ist leider beträchtlich. Wir werden an der Kieler Fachhochschule im Verbund mit Partnern aus dem europäischen Hochschul- und GPM Verbund diese Herausforderung annehmen und planen derzeit die Konzeption neuartiger Projektmanagement-Studienangebote für Masterstudierende.

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